Schöpfung contra Evolution
 
by Thomas F. Heinze      INHALT


1 - EINFÜHRUNG IN DIE PROBLEMATIK

Ein Freund von mir, ein junger Arzt, mußte kürzlich eine Fachvorlesung in Biochemie wiederholen, die er bereits einmal vor acht Jahren belegt hatte. Nicht, daß er eine Auffrischung alter Kenntnisse benötigt oder damals nicht gut genug gelernt hätte, sondern einfach deshalb, weil das Gebiet der Biochemie sich in acht kurzen Jahren so sehr verändert hat, daß die damalige Vorlesung nicht mehr dem heutigen Stand der Forschung auf diesem Gebiet entspricht. „Praktisch alles, was wir jahrelang als richtig erkannt hatten, hat sich durch spätere Forschungsergebnisse als falsch oder zumindest als nicht ganz richtig erwiesen", erklärte Professor Edwar Teller in einem Vortrag an der University of California, in dem er den Fortschritt der Wissenschaft seit dem zweiten Weltkrieg beschreibt. „Tatsächlich gibt es nur eine Aussage, die ich mit Bestimmtheit machen kann: Es ist absolut nichts schneller als die Lichtgeschwindigkeit -- möglicherweise. ')

Wenn die Wahrheit absolut und immer dieselbe bliebe, dann würde sie -- auch wenn sie vollständig mit der Wissenschaft von gestern übereinstimmte -- nicht mehr mit der heutigen Wissenschaft in Einklang stehen, und wäre sie sich mit der Wissenschaft von heute einig, könnte sie nicht mit der von morgen übereinstimmen. Die Tatsache, daß die Wissenschaft in ihren Erkenntnissen fortschreitet und daher auch ihre Interpretationen ändert,verringert in keiner Weise die Bedeutung der Wissenschaft. Wir müssen jedoch anerkennen, daß ein gegebener Standpunkt nicht notwendigerweise falsch sein muß, nur weil er nicht mit einer Theorie übereinstimmt, die viele oder selbst alle Wissenschaftler zu einer bestimmten Zeit für richtig halten. Im Gegenteil, jegliche Norm, die sich in jedem Aspekt mit der Wissenschaft von gestern in Übereinstimmung befand, wäre nach dem heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis falsch, und diejenige, die in jedem Punkt mit der Wissenschaft heute in Einklang steht, würde morgen als falsch erwiesen. Der Gedanke einer Zeit der Schöpfungsakte findet zugegebenermaßen im heutigen wissenschaftlichen Denken keine Billigung, aber nach Prüfung des Beweismaterials werden wir sehen, daß es gute wissenschaftliche Gründe dafür gibt, daß dieser Gedanke morgen wieder Anerkennung finden wird.

In den hundert Jahren seit dem Aufschwung der Evolutionstheorie hat sich jedoch eine wahre Sturzflut wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Fundamente dieser Theorie ergossen und einen um den anderen ihrer tragenden Pfeiler weggeschwemmt; so zum Beispiel die Spontanerzeugung des Lebens aus toter Materie und die Vererbung erworbener Merkmale -- um nur zwei der damaligen wissenschaftlichen „Tatsachen" zu erwähnen, die zur Annahme der Evolutionstheorie geführt hatten. Während man aber unbekümmert am Überbau dieser Theorie weiterzimmert, und das Bollwerk der Evolution genauso uneinnehmbar scheint wie seit eh und je, ist es an der Zeit, sich ihre Fundamente genauer anzusehen. Das ist der Zweck dieses Buches.

Das Problem, ob das Leben um uns durch einen Schöpfungsakt Gottes oder auf dem Wege der Evolution entstanden ist, wird allzu oft als Widerstreit zwischen Wissenschaft und Religion angesehen. Die meisten religiösenMenschen, besonders diejenigen, die der Bibel glauben, befinden sich im Schöpfungslager. Zu schnell wird daraus gefolgert, daß die andere Seite, die der Evolution, die wissenschaftliche sei. Keiner will unwissenschaftlich erscheinen. So führt die Überzeugung, daß die Evolution die wissenschaftliche Antwort darstellt, zwangsläufig dazu, daß beinahe jedermann blindlings ins Lager der Evolutionstheorie übergeht. Die wissenschaftliche Beweisführung, die eine Schöpfung durch Gott unterstützt, wird in den heutigen modernen Bildungsinstitutionen fast niemals dargelegt! Mit diesem Buch ist die Absicht verbunden, dem Leser eine Hilfe zu bieten, sich sowohl mit den wissenschaftlichen Fakten, die als Beweise einer Entwicklung angeführt werden, als auch mit denjenigen wissenschaftlichen Tatsachen, die ihr entgegenstehen und sie widerlegen, kritisch auseinanderzusetzen. Die Tatsache, daß die Bibel lehrt, daß Gott die Welt erschaffen hat, ist -- weit davon entfernt, die Schöpfung dadurch als altmodische Theorie abzustempeln -- in Wirklichkeit ein Argument zu ihren Gunsten. Denn obwohl die Bibel durch die Jahrhunderte unnachgiebiger als irgendein anderes Buch angegriffen wurde, ist sie heute immer noch die mächtigste und einflußreichste Kraft zum Guten, die es in unserer Welt gibt. Ihre einmalige Stellung wurde durch die Kämpfe und Auseinandersetzungen der Vergangenheit nicht geschwächt, sondern vielmehr gestärkt; und überall, wo sich Angriffe gegen sie richteten, hat sie sich immer wieder als wahr und die ihr entgegenstehenden Theorien als falsch erwiesen.

Es kommt auf den Standpunkt an

Untersucht man einige der vorhandenen Beweismittel der Evolutionstheorie von der Voraussetzung her, daß es keinen Gott gibt oder daß Gott keine wirkliche und wirksame Verbindung zu seiner Schöpfung hat, dann könnten diese folgerichtig die Evolution unterstützen. Betrachtet man jedoch dasselbe Beweismaterial vom entgegengesetzten Standpunkt aus, nämlich daß Gott existiert und in Seiner Schöpfung aktiv wirksam ist, dann kommt man zu ganz anderen Ergebnissen.

Wenn wir also mit Beweismaterial konfrontiert werden, das sich nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten auslegen läßt, so erscheint es höchst unwissenschaftlich, wenn man einem dieser Wege nur deswegen keine Beachtung schenkt, weil er der eigenen vorgefaßten Meinung, wie etwas geschehen sein soll, widerspricht. Diese engstirnige Betrachtungsweise wird jedoch heute von jedem Studenten in den allermeisten unserer Schulen und Hochschulen verlangt, wo die Evolution als eine so unumstößliche Tatsache hingestellt wird, daß sie von jedermann außer den törichten und unwissenschaftlich denkenden Menschen unbedenklich akzeptiert wird, ohne in Frage gestellt zu werden. Einige Bücher gehen sogar so weit festzustellen, daß es bereits unwissenschaftlich sei, die ander Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. Wenn wir jedoch redlich sein und in der Methodik wissenschaftlich bleiben wollen, müssen wir dem Studenten zugestehen, das Beweismaterial auch vom „anderen" Standpunkt aus zu untersuchen -- und eine solche Untersuchung wird mit diesem Buch beabsichtigt.

Zunächst gilt es, zu unterscheiden zwischen den Tatsachen, bzw. dem Beweismaterial selbst, mit dem sich die Wissenschaft beschäftigt, und seiner Interpretation.

Die Tatsachen stehen nicht im Widerspruch zur Bibel. Dasselbe Beweismaterial und dieselben Tatsachen, die zur Bestätigung der Evolution herangezogen werden, können ebenso gut so interpretiert werden, daß sie mit dem Schöpfungsbericht der Bibel übereinstimmen. Meistens gibt es mehrere verschiedene Möglichkeiten zur Deutung von Tatsachen. Das trifft insbesondere auf das Gebiet der Evolution zu, da hier das Beweismaterial vielfach nur aus kleinsten Knochenstücken besteht. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß die verschiedenen Wissenschaftler, die der Evolutionstheorie folgen, sich oft selbst uneinig sind und manchmal die unterschiedlichsten Deutungsmöglichkeiten desselben Beweismaterials vorlegen. Dies zeigt, daß ihnen die wahre Bedeutung der vorliegenden Funde oft selbst nicht klar ist.

In zahlreichen Fällen mußten Evolutionstheoretiker ihre Interpretation des vorliegenden Materials grundlegend ändern, wo diese zunächst weithin Anerkennung gefunden hatte.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Neandertaler, der jahrzehntelang als ein niedergebeugtes und stupides Glied in der Entwicklungskette zwischen dem aufrecht gehenden Menschen und dem Affen (oder einem gemeinsamen Vorfahren) dargestellt wurde. Trotz der zahlreichen der Forschung zur Verfügung stehenden Funde des Neandertalers, haben die Evolutionstheoretiker erst vor kurzem damit begonnen, seine Modelle und Abbildungen auszuwechseln und zugegeben, daß der Neandertaler aufrecht stand, ein größeres Gehirn als wir selbst hatte und überhaupt kein Verbindungsglied in der Entwicklungslinie des Menschen darstellt. Wenn jemand von der Wahrheit einer Idee überzeugt ist und nach Beweisen sucht, die diese Überzeugung bestätigen, so neigt er dazu, alles mögliche so auszulegen, daß es seinen Standpunkt beweist.

Die philosophische Grundlage der Evolution

Wie und warum entstand die vielverfoditene Idee der Evolution? Zur Zeit Michelangelos und Leonardo da Vincis entstand die große Bewegung des Humanismus. Obwohl das evolutionistische Denken in einigen seiner Wurzeln bis auf die griechische Philosophie zurückgeht, war es der Humanismus, der die philosophische Grundlage der Evolution populär machte.

Der Humanismus entstand im fünfzehnten Jahrhundert als Reaktion gegen die mittelalterliche Theologie und gegen eine Philosophie, die in genauesten Einzelheiten die Aussagen von Theologen untersuchte, die diese über die Aussage von anderen Theologen machten, die wiederum noch frühere Theologen und deren Aussagen untersucht hatten. Der Humanismus dagegen ging geradewegs zu den Tatsachen und den ältesten maßgeblichen Dokumenten zurück, seien es die griechischen Philosophen, die Bibel oder andere Quellen. Der Humanismus betonte den Menschen, seine Wichtigkeit und seine Fähigkeiten. Er sah den Menschen auf dem Weg einer ständigen Aufwärtsentwicklung. Ein treffendes Beispiel für diese Zielrichtung haben wir in einer Gruppe von Statuen Michelangelos, bei der sich Männer und Frauen selbst aus den Elementen zu formen scheinen und sich zur gleichen Zeit aus eigener ungeheurer Kraft von dem Felsen losreißen, aus dem sie gemeißelt sind. Diese Skulpturen zeigen so gut wie nur irgend etwas die grundlegende Tendenz des Humanismus, die Abhängigkeit des Menschen von Gott auf ein Mindestmaß zu verringern und dabei anzudeuten, daß wir alles, was wir geworden sind, aus eigener Kraft erreicht haben. Der bloße Anblick einer dieser Statuen vermittelt einen eindrucksvollen Hinweis auf die Evolutionstheorie und zeigt, daß die philosophische Basis bereits gelegt war.

Auf den Humanismus folgte der Rationalismus, der den Glauben an Gott und an das Wunder mit der Formel: „Ich glaube nur, was ich sehe" abtat. Damit war für Darwin der Boden vorbereitet, einen Weg zu zeigen, auf dem alle Lebewesen ohne eine Schöpfungstat Gottes erklärt werden konnten. Seine Idee fand Widerhall, weil genügend Menschen darauf vorbereitet waren. Die Philosophie jener Zeit hatte ihr Denken so weit beeinflußt, daß sie seine Erklärung annahmen.

Einführung in die Problemfragen der Evolution

G. A. Kerkut2) führt sieben Postulate der „Allgemeinen Evolutionstheorie an, wovon kein einziges experimentell bestätigt werden kann. Es handelt sich dabei um die Annahme, daß

1.tote Materie lebende Organismen hervorgebracht hat; das heißt, daß eine „Urzeugung" (Entstehung des Lebens aus toter Materie) stattfand;

2. diese Urzeugung sich nur ein einziges Mal ereignet hat (auf dieser Annahme bauen alle weiteren auf);

3. Viren, Bakterien, Pflanzen und Tiere alle untereinander verwandt sind;

4. die Protozoen (Urtierchen) die Metazoen (Mehrzeller) hervorgebracht haben;

5. die verschiedenen wirbellosen Stämme untereinander in Beziehung stehen;

6. die wirbellosen Tiere die Wirbeltiere hervorbrachten;

7. innerhalb der Gattung der Wirbeltiere die Fische die Amphibien, die Amphibien die Reptilien und die Reptilien die Vögel und Säugetiere hervorbrachten. (Manchmal wird diese letzte Annahme auch anders formuliert: zum Beispiel so, daß die heutigen Amphibienund Reptilien gemeinsame Vorfahren hatten.) Kerkut, obwohl selbst Anhänger der Entwicklungslehre, kritisiert die allgemeine Evolutionstheorie wegen des Mangels an Beweisen zur Unterstützung ihrer Annahmen. Er weist auf die Möglichkeit eines mehrfachen Beginns des Lebens hin, bei der jeweils eine andere Art von Pflanzen und Tieren entstanden sei.

Zusätzlich zu dem Problem einer Verbindung zwischen den verschiedenen Arten von Pflanzen und Tieren, bietet die Evolution bis heute keine Antwort auf die Frage, woher das erste Leben oder -- was das angeht -- woher das Weltall selbst kam. Diese Tatsache wird durch die große Zahl der angebotenen Theorien unterstrichen, die jeweils die anderen oder ihr vorangegangenen Theorien als falsch zu beweisen trachten. Dieses unüberwindbare Problem des ersten Anfangs wurde jedoch zumindest psychologisch gemeistert. Es wird einfach postuliert, daß dieser Vorgang ungeheuer lange Zeit gebraucht hat. Angesichts von Millionen und Milliarden von Jahren ist es leicht anzunehmen, daß innerhalb dieser langen Zeit sich doch alles nur denkbar Mögliche hat ereignen können. So konnten die grundlegenden Probleme ohne Antwort bleiben, verborgen hinter einem derartig gewaltigen Berg von Jahrmilliarden, daß niemand mehr an die immer noch unbeantworteten Fragen denkt. Der Mensch wurde frei, an das zu glauben, was ihm die philosophische Grundrichtung seiner Zeit nahelegte.

Da die Evolution keine Antworten auf die grundlegenden Fragen geben kann -- während die Bibel dies sehr wohl tut -- fragt sich, weshalb so viele Wissenschaftler die Evolutionstheorie akzeptieren. Sie tun es nicht etwa deshalb, weil die Bibel im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Tatsachen stünde. Obwohl sie nicht mit gewissen Deutungen dieser Tatsachen übereinstimmt, so entsprichtsie jedoch den Tatsachen selbst. Dagegen wird die Evolutionstheorie heute deshalb von so vielen Wissenschaftlern anerkannt, weil sie das Wissen widerspiegeln, das ihnen vermittelt worden ist. Jedes Schulbuch stellt die Evolution als die einzige vernünftige Möglichkeit zur Erklärung der Anfänge und des Lebens dar. Hinzu kommt, daß wahrscheinlich eine Minderheit von Wissenschaftlern ganz bewußt versteht, wenn sie den biblischen Schöpfungsbericht anerkennen, so folgt daraus zwangsläufig, daß sich der Mensch nicht ständig und zur Vollkommenheit fortentwickelt, sondern daß er durch die Sünde gefallen ist und darum der Erlösung bedarf, die Gott für ihn in Jesus Christus bereitet hat. Zweifellos ist gerade im menschlichen Stolz und in der Auflehnung gegen Gottes Plan der Grund dafür zu suchen, daß manche Wissenschaftler nur allzu gerne bereit sind, der Evolutionstheorie in ihrer Interpretation der gegebenen Tatsachen zu folgen.

Die Evolution ist ein Versuch, die Existenz des Lebens vom atheistischen Standpunkt aus zu erklären. Obwohl meistens nur diejenigen Beweismittel in den Schul- und Sachbüchern erwähnt werden, deren Deutung für die Annahme der Evolutionstheorie vorteilhaft genutzt werden kann, gibt es keinen Grund, warum jemand die Evolutionstheorie anerkennen sollte, ohne zuvor die Möglichkeit zu haben, ihre Schwächen kennenzulernen. Der Umstand allein, daß die Evolution als Tatsache hingestellt wird, bedeutet noch nicht, daß sie auch wirklich eine erwiesene Tatsache i s t. Dagegen ist die Evolutionstheorie wie wir noch sehen werden, mit so vielen unbeantworteten Problemen behaftet, daß jeder, der sie dennoch annimmt, dies auf Glauben hin tun muß. Selbst die Suche nach einer befriedigenden Methode, nach der man alles Geschehen erklären könnte, ist so problematisch, daß sich manche Anhänger der Evolution gezwungen sahen zuzugeben, daß heute keine Evolution stattfindet -- und doch glauben sie daran, daß sie in der Vergangenheit stattgefunden haben muß. Da jedoch die Mehrheit der Verfechter der Evolution die Problematik einer solchen Einstellung erkennt, hält sie statt dessen an der Überzeugung fest, daß auch heute noch die Evolution fortschreitet -- nur so überaus langsam, daß sie fast nicht wahrnehmbar ist. Andere wiederum versuchen, diesen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, indem sie meinen, daß Gott den Weg der Evolution gewählt hat, um das uns umgebende Leben hervorzubringen. Dieser Gedanke, der eine Art Synkretismus zwischen den beiden sich widersprechenden Prinzipien einer Schöpfung durch Gott und einer Evolution herbeizuführen sucht, wird weder von denen, die der Bibel glauben, noch von den Befürwortern der Grundgedanken der Evolution anerkannt.

Bevor wir näher auf die Probleme der Evolutionstheorie eingehen, wollen wir uns zunächst mit ihren „Beweismitteln" befassen.

Thomas F. Heinze, Copyright © 1973, 2002

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